Beginnen wir mit der Kurzzusammenfassung der Denkmalpflege:
Diese beiden Fresken wurden 1925 vom spanischen Maler José Sanz y Arizmendi geschaffen - in rund dreiwöchiger Arbeit gegen Kost und Logis:
Das Fresko auf der Ostseite zeigt die für Ermatingen typische Segi-Fischerei. Sanz hatte damalige Fischer gemalt, so dass noch lange etliche Ermatinger ihren Urgrossvater erkannt hatten.
Auf der Nordseite sehen wir eine Hochzeitsgesellschaft, wie so viele im Laufe der Geschichte im Adler gefeiert hatten.
Zum Adler gehörten zeitweise verschiedene Dépendances, also zusätzliche Unterkünfte für Gäste:
der heutige Ermatingerhof, die Villa Seefeld unter dem Vinorama, das Schloss Hard und die Öle an der Schiffgasse.
So konnten bis zu 300 Gäste pro Nacht beherbergt werden.
Im Laufe der Jahrhunderte sind natürlich verschiedenste illustre und bekannte Persönlichkeiten im Adler abgestiegen, nicht nur General Guisan und Kaiser Napoleon III - Wirt H. Albert hat einmal gesagt, er habe schon für alle Bundesräte gekocht (und natürlich auch für fast alle Ermatinger!)
Im Gästebuch finden wir zum Beispiel auch:
Alle zwei Jahre bekam ein neuer Landvogt die Oberaufsicht über das Untertanengebiet Thurgau; die acht alten Orte wechselten sich turnusgemäss ab.
Zu seiner Einsetzung wurde ihm in allen grösseren Ortschaften "gehuldigt": Er stand auf der Treppe zur oberen Mühle (jene "bey der Brugg" zwischen Rathaus und Adler) und liess die Ermatinger Untertanen vor sich vorbeiziehen.
Dann wurde er zusammen mit seinen Begleitern zu einem Festmahl in den Adler eingeladen - dessen Kosten natürlich die Gemeinde zu tragen hatte.
Wenn der Landvogt dieses 20-gängige Menu nur sauber aufgegessen hat...!
Warum "in der That wenig Grund vorhanden war, den Huldigungstag zu einem Volksfest zu machen", lesen Sie in diesem Artikel des Ermatinger Historikers, Notars und Gemeindeammanns August Mayer.
Schon etwas schade, dass wir in der Auberge Napoléon unter den gestrengen Augen von Napoleon Bonaparte kein Napoleonbier mehr trinken können...