Das ehemalige Schloss Hard


Schloss Hard in einer Luftaufnahme von 1958; Bibliothek der ETH
Schloss Hard in einer Luftaufnahme von 1958; Bibliothek der ETH


Im Büchlein "Auf den Spuren der Arbeit" von T. Sprig ist die Geschichte des Schlosses Hard so zusammengefasst; weiter unten finden Sie detailliertere Literatur:

Die am südlichen Rand des Dorfes gelegene Burg war ein Lehen des Klosters Reichenau und wird 1252 erstmals als Besitz der Familie Ott(o) auf dem Harde erwähnt. Dieses Geschlecht ist seit 1389 ausgestorben.

Mit der Übernahme des Besitzes durch das Konstanzer Geschlecht der Muntprat erhielt das Hard 1427 den Status eines Freisitzes. Vom 15. bis 16. Jhdt. lag die Herrschaft mit der niederen Gerichtsbarkeit über Hattenhausen und Hefenhausen in den Händen der Konstanzer Familie Muntprat von Spiegelberg.

Durch Heirat kam das Hard 1621 an die Freiher­ren von Breitenlandenberg und 1720 an Daniel Hermann Zollikofer. 1720-34 erfolgte der Neu­bau des Schlosses. Zollikofer half der Gemeinde

Ermatingen in den Hungerjahren 1816/1817 mit Geld und Naturalien, verkaufte allerdings das Schloss 1821.

Plandarstellung 1702. Vorne unten der Adlerbrunnen, dann der Adler. Darüber die obere Mühle, der Mühleweiher und das Rellingsche Schlössli. Das grosse Gebäude mit dem Zwiebelturm ist das Schloss Hard; links davon die Mühle und darüber die "Mühle am Tobel
Plandarstellung 1702. Vorne unten der Adlerbrunnen, dann der Adler. Darüber die obere Mühle, der Mühleweiher und das Rellingsche Schlössli. Das grosse Gebäude mit dem Zwiebelturm ist das Schloss Hard; links davon die Mühle und darüber die "Mühle am Tobel

die Wappen der Zollikofer mit dem weissen Löwen und der Breitenlandenberg mit den drei weissen Ringen hängen noch im Jagdzimmer des Roten Hauses
die Wappen der Zollikofer mit dem weissen Löwen und der Breitenlandenberg mit den drei weissen Ringen hängen noch im Jagdzimmer des Roten Hauses

die "Mühlebachkarte" 1743
die "Mühlebachkarte" 1743

Unter Kunstdünger muss man sich Kalk, Gips, Mergel oder Phosphate vorstellen.

 

Stich von Herrliberger 1760
Stich von Herrliberger 1760
Herrliberger 1773. Im Vordergrund links die "Mühle zum Tobel"
Herrliberger 1773. Im Vordergrund links die "Mühle zum Tobel"

"Geometrischer Grundriss" der Grundstücke 1781

diese Karte zeigt alle damaligen Grundbesitztümer des Schlosses Hard
diese Karte zeigt alle damaligen Grundbesitztümer des Schlosses Hard
das Schlossareal
das Schlossareal

Schloss Hard im Rebkataster 1819. Das Gebäude rechts nannte man das "Landhaus".
Schloss Hard im Rebkataster 1819. Das Gebäude rechts nannte man das "Landhaus".

unbekannter Maler; Privatbesitz H. Ilg
unbekannter Maler; Privatbesitz H. Ilg

 

Nach der Aufhebung der Herr­schaft 1798 erfuhr das Hard im 19. und 20. Jhdt. einige Besitzerwechsel und Umgestaltungen: Unter General Lindsay erlebte es nochmals eine grosse Blüte, 1848 baute es Georges F. Thomas zu einem wahren Fürstenhof aus.


Schloss Hard 1902; Foto im Vinorama
Schloss Hard 1902; Foto im Vinorama

Nervensanatorium und Naturheilanstalt

das Schloss Hard auf einer Postkarte 1899
das Schloss Hard auf einer Postkarte 1899

1898 wurde das Schloss eine Naturheilanstalt für alkoholisch Kranke

  • Einbau vieler Einzelzimmer
  • Bau von Sonnen- und Luftbädern, einem Turnsaal, einer Kegelbahn im nahestehenden Ökonomiegebäude
  • erster Arzt war Dr. Liebetanz; aber erst der Bünder Psychiater Dr. med. W. Bezzola konnte der Heilanstalt einen guten Ruf verschaffen

 

Bald war das Sanatorium überfüllt, und man dachte an einen Neubau. Als 1901 die am Bach stehende Säge abbrannte, baute man an gleicher Stelle das jetzige "Rote Haus" als Dépendance des Sanatoriums.

  • später arbeitete hier auch Dr. Fritz Rutishauser, bevor er seine pionierhafte Arbeit auf dem Breitenstein fortsetzte

Wegen Uneinigkeiten und ausbleibender Patienten musste der Betrieb aber wieder eingestellt werden.

  • 1909 wurde das Schloss eine Dépendance des Hotel Adlers

  • ab 1916 wurden im Schloss rund 100 deutsche Kriegsinternierte untergebracht
Schloss Hard mit Park 1918
Schloss Hard mit Park 1918

1919 wurde das Schlossgut geteilt:

 

  • Richard Blum übernahm den östlichen Teil und liess das Schloss Ulmberg bauen:
  • den Westteil mit dem Schloss übernahm Freiherr von Kleist; er verkaufte es aber bald an die Kunstseide AG in Steckborn weiter. Im Schloss wurden Arbeiterinnen für diese Fabrik untergebracht, meist Walliserinnen, Tessinerinnen und Italienerinnen.
    Neue Maschinen machten diese Arbeiterinnen aber wieder überflüssig, das Mädchenheim wurde aufgelöst und das Schloss verwahrloste
Schloss Hard mit der Orangerie im Vordergrund ca. 1930 - Privatbesitz H. Ilg
Schloss Hard mit der Orangerie im Vordergrund ca. 1930 - Privatbesitz H. Ilg

ca. 1939; Foto H. Ilg
ca. 1939; Foto H. Ilg

  • im Zweiten Weltkrieg wurde eine Kompanie ins Schloss verlegt und richtete dort ein Lazarett ein. Zeitweise waren auch Flüchtlingskinder hier untergebracht

Luftaufnahme 1958; Postkartensammlung ETH Zürich
Luftaufnahme 1958; Postkartensammlung ETH Zürich

das Schloss Hard 1971; dieses Gemälde von E. Itter hängt im Jagdzimmer des Roten Hauses
das Schloss Hard 1971; dieses Gemälde von E. Itter hängt im Jagdzimmer des Roten Hauses

Ein unrühmliches Ende

  • 1946 kaufte Georg Herzog das Schloss
  • im Schloss und im Roten Haus wurden 18 einfache Wohnungen eingerichtet
  • Zuzug von Flüchtlingen nach dem Krieg; u.a. die Familien Sahli, Dällenbach, Streit, Rindlisbacher, Lauper, Rüden, Wiesmann, Sommermatter, Schaltegger oder Bruderer
  • zunehmender Verfall der Bausubstanz; eine Renovierung wäre zu teuer geworden
  • ausbleibende Mieterschaft
  • 1982 Abbruch durch die Genietruppen (unter Federführung von E. Mühlemann)
Thurgauer Zeitung 1982
Thurgauer Zeitung 1982

Das Rote Haus


Dieses Rote Haus wurde 1903 nach einem Brand der alten Sägerei auf deren Fundamenten aufgebaut.

Im schmalen Zwischenteil zwischen den beiden Gebäudeteilen drehte sich früher das Wasserrad.

Die Denkmalpflege merkt kurz und bündig an:

Gemäss Brandassekuranzregister von 1815 gehörte der Bau als 'Wohnhaus und Mühle in Mauer und Riegelwerk“ General Lindsay, ging vor 1852 an G.T. Thomas. Wertsteigerung 1846 von Fr. 3'000.- auf Fr. 6'000.-. 1850 wurde das Mühlewerk abgebrochen und 1851 durch ein Triebwerk für eine Säge ersetzt. Nach 1852 ging das Wohnhaus mit Säge an Theodor Ziegler-Bühler. 1901 wurde das Sägereigebäude abgebrochen, 1903 erfolgte der Wohnhaus-Anbau. 1904 und 1918 Wertsteigerungen. Nach 1897 geht der Bau an AG 'Schloss Hard', 1916 an Wex & Steil, 1918 an Ewald von Kleist, 1925 an R. von Becker, 1928 an Kunstseide AG Steckborn.


1903 wurde das Rote Haus also in der heutigen Form auf den Fundamenten der abgebrannten Sägerei aufgebaut. 1941-51 beherbergte es die kantonale Ackerbaustelle.

Heute werden sechs Wohnungen vermietet.


Ein Tunnel vom Hard zum Drovettisberg

Hinter dem Roten Haus befindet sich der Eingang zu einem ehemaligen (und heute verschütteten) Tunnel durch den Sandstein zum Berghaus auf dem Drovettisberg.

Der Eingangsbereich diente noch lange als etwas "verruchte" Festhöhle; auf der Seite befindet sich ein alter Eiskeller.

Der Tunnel soll als Zugang zu den Feldern auf dem Drovettisberg erbaut worden sein, nachdem der Bischof von Konstanz dem Freisitz Hard den Durchgang durchs das Dorf verboten hatte - er hätte nämlich gerne Steuern von diesem Freisitz erhoben, was die Besitzer von Hard natürlich verweigerten...

 

Die Hardmühle


Weiterführende Literatur:


August Mayer 1875: Die Geschichte des Schlosses Hard

Gemeindeammann, Notar und Historiker August Mayer hielt 1875 einen Vortrag zur Geschichte des Schlosses Hard:

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Schloss Hard - A. Meyer.pdf
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Jakob Hugentobler: Das Schloss Hard und seine früheren Besitzer

Der geschichtskundige ehemalige Verwalter des Schlosses Arenenberg, Jakob Hugentobler, hatte verschiedene Zusammenstellungen über das Schloss Hard und seine Besitzer herausgegeben.

Zuerst eine kürzere Fassung im Appenzeller Kalender:

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Jakob Hugentobler: Die Geschichte des Schlosses Hard
"Kurzfassung" im Appenzeller Kalender
Schloss Hard - Jakob Hugentobler - Kurzf
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Und hier eine ausführliche Veröffentlichung, herausgegeben im Verlag der Heimatvereinigung Untersee 1961: