Das Rathaus war ein "Mehrzweckgebäude" mit Bürgersaal, Verwaltungs- und Materialräumen und sogar einem Arrestlokal.
Zeitweise beherbergte es auch die Sekundarschule und den Handarbeitsunterricht.
Markus Ammann aus Triboltingen hat uns zu den 1300-Jahr-Feierlichkeiten dieses erstaunliche und detailgetreue Modell des ehemaligen Rathauses professionell nachgebaut.
Das hast du fantastisch gemacht, Gratulation und herzlichen Dank!!!
Das Modell steht nun in der Eingangshalle des Rathauses.
Wald- und Holzfrevel waren an der Tagesordnung. An den jährlichen Bussgemeinden wurden nicht selten 40 oder mehr Sünder gebüsst. Bei Erwachsenen gab es Geldstrafen oder "Narrenhaus" im Arrestlokal des Rathauses.
Frauen und Kinder wurden oft in den Block geschlossen (die "Geige") oder in einen drehbaren Käfig (die "Trülle") gesteckt, der dann oft vor der Kirche aufgestellt wurde.
Erwachsene Bürger, die einen eigenen Rauch (also Haushalt) führten, bestimmten die Geschicke des Dorfes. In einem Punkte, der Hebammenwahl, fühlten sich die Männer aber doch etwas befangen und überliessen dieses Geschäft ihren Frauen.
Immer, wenn eine neue Hebamme gewählt werden musste, wurde zur Wiibergmeind geladen.
Damit auch alles in geordneten Bahnen verlief, hielt der Herr Pfarrer den Vorsitz.
"Ein Hintersasse konnte keinen Anspruch auf den Bürgernutzen im Wald geltend machen. Er musste sich natürlich unter den Gerichtsstab beugen, durfte kein Vieh auf die Weide treiben, keine liegenden Güter kaufen, keine Weinschenken oder Hantierungen treiben, es sei denn, kein Bürger wolle dies tun. Er verpflichtete sich, seinen Kindern den ordentlichen Kirchgang vorzuschreiben und auf Aufforderung der Gemeinde das Dorf zu räumen.
Hintersassen konnten nur Häuser kaufen, wenn sich keine Bürger als Käufer fand oder die Reichenau vom Vorkaufsrecht nicht Gebrauch machte.
Kaufte eine Hintersasse, so durfte er 1 Jahr, 6 Wochen und 3 Tage keine Veränderungen am Hause vornehmen und musste das Haus anstandslos räumen, wenn doch noch ein Bürger als Käufer fand."
Das Rathaus war der geografische Mittelpunkt vom historischen Ermatingen (abgesehen vom Staad natürlich).
1660 bekam Ermatingen das Marktrecht. Die Stände für den Wochenmarkt wurden im Rathaus eingelagert. Der Markt dürfte rund ums Rathaus stattgefunden haben.