Die paritätische Kirche St. Albin




  • wahrscheinlich wurde in Ermatingen bereits im frühen Mittelalter eine erste Kirche gebaut; der Reichenauer Chronist erwähnt in der Mitte des 8. Jahrhunderts einen Pfaffen Hiltimar
  • der heilige Albin scheint bei den Franken angesehen gewesen zu sein; einige in jener Zeit gegründete Kirchen sind ihm geweiht, nicht nur in Ermatingen

  • urkundlich erwähnt wurde das Kirchgebäude erstmals 1215; aus dieser Zeit ist noch das Seitenschiff, die "Katharinenkapelle" erhalten

  • der Ausbau zur heutigen Grösse mit Turm, Chor und Sakristei erfolgte in den Jahren 1485 - 90. Die Balken der Decke sind auf 1488/89 datiert

  • im kurz darauffolgenden Schwabenkrieg wurde das neue Gebäude stark beschädigt und in den folgenden Jahren wieder aufgebaut

  • nach umfangreichen Umbauten und Renovationen 1750 erhielt die Kirche die heutige Form und barocke Ausstattung

diese Infotafel steht bei der Kirche
diese Infotafel steht bei der Kirche


früher befand sich der Friedhof rund im die Kirche; im Vordergrund die "Reichenbachsche Grabkapelle"
früher befand sich der Friedhof rund im die Kirche; im Vordergrund die "Reichenbachsche Grabkapelle"


Reformation und Parität


Pfarrer Andreas Gäumann beschreibt die Anfänge der Reformation in Ermatingen so
Pfarrer Andreas Gäumann beschreibt die Anfänge der Reformation in Ermatingen so


  • nach dem ersten Kappeler Landfrieden 1529 galt das Gemeindeprinzip: die Mehrheit der Bevölkerung bestimmt die Konfession. Ermatingen wurde ganz evangelisch

  • der zweite Kappeler Landfriede 1531 garantierte aber dann doch den konfessionellen Besitzstand: für nur einzelne katholische Ermatinger Familien wurde die Messe wieder eingeführt. Seit dieser Zeit wird die Ermatinger Kirche paritätisch (also gemeinsam von evangelisch und katholisch) genutzt
    1630 lebten hier 5 katholische und 125 reformierte Familien

  • in der Folge erstarkte aber der katholische Glaube wieder - heute liegt der Anteil bei
    ca. 60 : 40 %

 

Lesen Sie diese detaillierte Beschreibung der Reformation im Thurgau von Pfarrer Andreas Gäumann:

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die Entstehung der beiden Konfessionen im Thurgau, insbesondere in Ermatingen
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Pfarrer Andreas Gäumann
Reformation im Thurgau, insbesondere in
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Leider war das konfessionelle Miteinander über fünf Jahrhunderte alles andere als eine konfessionelle "Erfolgsstory", sondern geprägt von tiefem gegenseitigen Neid, Misstrauen und Streitereien. Der Bau der Frühmesse stand zeichenhaft dafür.

Die Ermatinger schafften es zum Beispiel nicht, die beiden konfessionell getrennten Schulhäuser zusammenzulegen - sie mussten als letzte Thurgauer Gemeinde vom Regierungsrat dazu gezwungen werden...


Fromme Fischer auf der Segi...?

Vielleicht noch dies:

 

"Jakob Läubli erzählte unter Anderem, dass man 150 Fische abgeben musste, wenn man auf der Segi fluchte, und 100, wenn man beim Läuten der Kirchenglocken den Hut nicht abnahm."


Wieder einmal den Gottesdienst besuchen!



Heute ist das gegenseitige Misstrauen überwunden - überzeugen Sie sich selbst davon und besuchen Sie wieder einmal einen Gottesdienst!

Das Bruderhaus Agerstenbach


das Bruderhaus Agerstenbach 1790
das Bruderhaus Agerstenbach 1790

 

Lesen Sie hier die Geschichte von diesem Bruderhaus; zusammengefasst von alt Pfarrer Hans Heeb:


das erwähnte Gemälde der heiligen Margaretha; es hängt heute in der Seitenkapelle der Kirche Ermatingen
das erwähnte Gemälde der heiligen Margaretha; es hängt heute in der Seitenkapelle der Kirche Ermatingen