Der Kehlhof


In jedem Dorf am Untersee stand ein Kehlhof, der Verwaltungssitz der reichenauischen Herrschaft. Hier wurden an Martini, dem 11. November, die Zinsen und Zehnten eingezogen - und zwar vom "Keller", also dem Kellermeister. Mancherorts hiess der Kehlhof deshalb "Kellhof".

Später und andernorts nannte man den "Keller" auch "Ammann" oder "Meier".

 

Der Ermatinger Kehlhof war zugleich auch Gerichtsgebäude:

  • in der Gerichtsstube wurden Fälle der niederen Gerichtsbarkeit verhandelt; unter dem Vorsitz eines Vertreters der Abtei tagten das Gericht mit Männern aus Ermatingen
  • die hohe Gerichtsbarkeit (die "ans Blut ging") lag beim Landgericht des Thurgaus; lange Zeit war dies bei den Habsburgern, im 15. Jahrhundert bei der Stadt Konstanz und nach 1460 beim Landvogt in Frauenfeld.

Dieses beeindruckende Gebäude wurde allerdings "erst" 1694 gebaut. Während Jahrhunderten stand der Kehlhof weiter westlich im Winkel Hauptstrasse - Kehlhofstrasse:


der Kehlhof nach einer Lithografie von F. Pecht, Konstanz
der Kehlhof nach einer Lithografie von F. Pecht, Konstanz
Kellereingang Ost mit Jahreszahl 1694 und zwei Renaissance-Schildern, darauf links ein ankerförmiges Hauszeichen, rechts zwei gekreuzte Schiffsstacheln, darüber Initialen "HC.A" (Hans Caspar Ammann) und "E.B" (Elisabeth Büglerin).
Kellereingang Ost mit Jahreszahl 1694 und zwei Renaissance-Schildern, darauf links ein ankerförmiges Hauszeichen, rechts zwei gekreuzte Schiffsstacheln, darüber Initialen "HC.A" (Hans Caspar Ammann) und "E.B" (Elisabeth Büglerin).

Ein netter, aber leider vergessen gegangener Brauch:


Fotos von Bruno Fink, Hüttwilen


Schauen Sie sich dieses Video an von Sarah Wagner / Thurgauer Tagblatt:

Die "Ermattinger Offnung"


Rechte und Pflichten der Bürger waren in der "Offnung" festgehalten, einer Art Gemeindeordnung. Der Begriff kommt daher, weil diese Offnung vor jeder Gerichtsverhandlung "eröffnet", also dem Volk vorgelesen wurde.

Rund tausend Jahre lang zahlten die Ermatinger also ihre Zehnten und Steuern dem Kloster Reichenau:


Die Gerichtsstube

 

Lesen Sie aufschlussreichen und kurzweiligen Vortrag von Dr. Harald Derschka, Universitätsprofessor von Konstanz, den er im Jahre 2000 in dieser Gerichtsstube zum Thema "Herrschaft und Gericht im alten Thurgau - Bemerkungen zur Gerichtsstube im Kehlhof Ermatingen" gehalten hat:

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Herrschaft und Gericht im alten Thurgau - Bemerkungen zur Gerichtsstube im Kehlhof Ermatingen
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Dr. Harald Derschka, Uni Konstanz
Gerichtsstube Kehlhof Ermatingen - Vortr
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Die gute Seele in diesem geschichtsträchtigen Haus ist (noch...) Mary Sauter

 

Sie ist eine äusserst liebenswerte Frau, aber auch konsequent - so wird in der Gerichtsstube nicht geraucht, woran sich auch der ehemalige Bundeskanzler und Kettenraucher Helmut Schmitt kleinlaut zu halten hatte...


"Heute geschlossen. Mutter verreist"

Mary Sauter hat ein kurzweiliges Buch mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit in Triboltingen herausgegeben; aus heutiger Sicht sind es eindrückliche Zeitzeugen-Erzählungen.

 

Leider ist das Buch nun vergriffen.

 

Ich habe aber drei Kurzgeschichten, die mir besonders gut gefallen hatten, mit Marys Einverständnis abgetippt:

 


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Uf d'Siite, de Schueler chunnt!
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Mary Sauter - Uf d'Siite, de Schueler ch
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Heute geschlossen. Mutter verreist.
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Mary Sauter - Heute geschlossen. Mutter
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Der Vorteil des Nachteils
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Mary Sauter - der Vorteil des Nachteils.
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Der Kehlhof als Stiftung?


Die Infobroschüre dazu


Laden Sie sich hier die entsprechende Infobroschüre herunter:

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Vision Kehlhof Ermatingen
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Ermatingen Kehlhof - Vision Stiftung.pdf
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